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Bücher auf dem Abstellgleis

Eine Bibliothek vor dem Umzug

Bücher auf dem Abstellgleis Bücher auf dem Abstellgleis
Foto: Pixabay
Im Zuge des anstehenden Zusammenschlusses zwischen dem Berlin-Kolleg und dem Kolleg Schöneberg steht auch die Bibliothek des Berlin Kollegs vor einem radikalen Wandel. Wie BK-Journalist Marin berichtet, müssen große Teile des jahrzehntelang aufgebauten Buchbestands aussortiert und entsorgt werden – eine Entscheidung, die bei vielen Kollegiatinnen und Kollegiaten für Bestürzung sorgt und besonders Bibliothekar Herrn Blumenstein stark belastet.

Marin schildert anschaulich, wie derzeit dutzende Bücher aus den Fenstern der Bibliothek in bereitgestellte Container geworfen werden. Wer einen Blick hineinwage, finde eine breite Palette an Literatur – von alten Schulbüchern über naturwissenschaftliche Werke bis hin zu Romanen und Klassikern der Philosophie. Einige Bücher seien noch in gutem Zustand, andere bereits vom Regen durchweicht. Die Vorstellung, dass all diese Werke im Müll landen, schmerze viele Bücherliebhaber.

Hintergrund dieser Maßnahme sei laut dem Autor der erhebliche Platzmangel am neuen Standort. Die Bibliothek des Kollegs Schöneberg verfüge nur über begrenzte Kapazitäten, weshalb nur ein ausgewählter Teil des Bestands mitgenommen werden könne. Zusätzlich werde das bisherige Gebäude künftig vom 13. Gymnasium genutzt, das bisher kaum über eigene Unterrichtsmaterialien verfüge. Ein Teil der Bücher werde daher dem Gymnasium überlassen, ein weiterer ziehe mit nach Schöneberg um, und der Rest müsse weichen.

Um die Auswahl zu strukturieren, erläutert Marin, habe man ein Farbsystem eingeführt: Bücher mit rotem Punkt würden entsorgt, blaue gingen an das Gymnasium, grüne nach Schöneberg, und gelbe seien zur Mitnahme durch interessierte Kollegiatinnen und Kollegiaten freigegeben. Besonders betroffen von der Entsorgung seien veraltete oder doppelt und dreifach vorhandene Exemplare, die teilweise seit Jahrzehnten ungenutzt in den Regalen stünden. Auch Werke, die einzelne Lehrkräfte einst aus pädagogischem Interesse angeschafft, später aber niemand mehr verwendet habe, fielen dieser Aussortierung zum Opfer.

Die Verantwortung für diese umfangreiche Sortierung liege laut Marin nahezu allein bei Herrn Blumenstein, dem Bibliothekar der Schule. Während bei einer früheren, kleineren Räumung noch ein Team von Helfern zur Seite stand, sei er nun weitgehend auf sich allein gestellt. Nur ein einziger Computer stehe zur Verfügung, um die Daten im Bibliothekssystem zu bearbeiten – und das bei einer Buchmenge, die das Dreifache der vorherigen Aktion umfasse. Der Zeitdruck sei enorm, da der eigentliche Umzug nur wenige Tage vor der Zeugnisausgabe stattfinden solle. Blumenstein selbst bezeichne die Arbeit als „mühsam“ und äußere Zweifel, ob der Umzug in der geplanten Zeit vollständig zu bewältigen sei. Dennoch zeige er sich grundsätzlich zuversichtlich.

Der Autor berichtet auch davon, dass bereits einige Kollegiatinnen und Kollegiaten begonnen hätten, sich in den Containern nach lesenswerten Fundstücken umzusehen. Wichtig sei dabei nur, nicht aus versicherungstechnischen Gründen in die Container zu steigen – darum bot Herr Blumenstein ausdrücklich. Zusätzlich würden regelmäßig Bücherkisten vor dem Gemeinschaftsraum aufgestellt, aus denen sich Interessierte bedienen könnten. Fachbereiche böten zudem kleine Führungen durch die Bibliothek an, bei denen gezielt Bücher ausgewählt und mitgenommen werden dürften. 

Ein weiteres zentrales Anliegen sei die Rückgabe ausgeliehener Bücher. Marin weist darauf hin, dass viele dieser Titel auf der Liste der Bücher stünden, die nach Schöneberg übernommen werden sollen. Daher müssten alle ausgeliehenen Bücher, selbst wenn sie später doch entsorgt würden, zunächst zu Herrn Blumenstein gebracht werden, damit sie korrekt aus dem System entfernt werden können.

Trotz der belastenden Situation gibt sich der Autor hoffnungsvoll: Viele Bücher könnten noch gerettet werden – sei es durch Mitnahme, Weitergabe oder engagierte Hilfe beim Aussortieren. Alles, was nicht im Papiercontainer ende, sei ein Gewinn für die Gemeinschaft. Marin schließt mit dem Appell: Wer mit anpackt, kann nicht nur Bücher bewahren, sondern auch ein Stück Erinnerung und Kultur erhalten.

Quelle: BK Journalisten
25.06.2025 | Blog
Verfasst von: BWA
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